Was soll uns das eigentlich sagen?

Diese Metapher hört man immer wieder, wenn es darum geht, wie sich besonders die Generation Z heute das Arbeitsleben wünscht. Mit Work-Life-Balance.

 

Und das klingt dann immer so, als wenn auf dem Ponyhof nur die verwöhnten Kinder waren. Menschen, die das heute für sich in Anspruch nehmen möchten, ein Leben wie auf dem Ponyhof, gelten also als Kinder und verwöhnt.

Bei mir entsteht da ein ganz anderes Bild im Kopf.

Ich verbinde einen Ponyhof mit ziemlich viel Arbeit!

 

Bei Wind und Wetter draußen, mit Gummistiefeln im Mist oder Matsch stehen, Verantwortung für ein Pony übernehmen, sich Stunden um die Pflege eben diesen Tieres kümmern, und das oft fast jeden Tag in der Woche.

 

Dann natürlich auch das Reiten des Ponys – das ist der besonders schöne Part.

Wenn ich mir diese Liste so anschaue – und da fehlt sicher noch einiges – dann klingt das für mich nach ganz schön viel Pflichten, nur um eine Stunde auf einem Pony zu sitzen. Menschen, die auf dem Ponyhof sein wollen, müssen also ziemlich pflichtbewusst und verläßlich sein. Sie müssen erst die doofen Arbeiten machen, um etwas Schönes zu erleben und nach dem Schönen dann nochmal die doofen Alltagsarbeiten machen.

 

Das klingt doch eigentlich nach ziemlich normalem Leben. Nur eben mit dem Vorteil, dass man sich bewegt und an der frischen Luft ist – das tun und sind wir doch auch alle zu wenig. Spricht also auch für mehr Ponyhof im Leben.

 

Die Gleichung ist dann: Arbeit in Bewegung, Gesundheit für Körper und Geist und am Ende das Gefühl, viel mit den eigenen Händen und dem eigenen Engagement geschafft zu haben.

Und hier liegt doch der eigentliche Mehrwert: die notwendige Arbeit auf dem Ponyhof macht für die Reiter*innen total Sinn. Sie wollen das, sind also extrem intrinsisch motiviert. Wenn sie das nicht wollen, all diese viele Arbeit für ein paar schöne Momente, dann lassen sie es natürlich. Dann gehen sie nicht auf den Ponyhof, das wäre viel zu aufwendig.

 

Also ist der Ponyhof doch das ideale Synonym für sinnvolle Arbeit, die einen positiven Effekt auf die mentale und körperliche Gesundheit hat.

 

Genau das entsteht auch am Arbeitsplatz, wenn der Sinn für uns klar ist – und besonders für die Generation Z. Wenn die Motivation hoch ist, lassen sich auch die doofen Arbeiten und die Routine gut erledigen. Denn sie tragen zum Sinn bei.

 

Warum reden gerade die Boomer nun so gerne davon, dass die Jungen diesen Ponyhof Lifestyle wollen? Was ist so verkehrt an einer Work-Life-Balance und daran, in Arbeit einen Sinn zu suchen?

Wenn ich mir die Krankenstände in Betrieben anschaue, die Lebenskrisen, Depressionen, Frühverrentungen und vieles mehr im deutschen Arbeitsalltag, dann entsteht doch der Verdacht, dass die Boomer Generation vielleicht viel zu wenig auf die Work-Life-Balance geachtet hat.

 

Davon haben weder die Boomer etwas – außer vielleicht Geld auf dem Konto – noch die Gesellschaft, die zunehmend die gesundheitlichen Folgen auch finanziell tragen muss.

 

Deutschland steht momentan an 4ter Stelle im Alkoholkonsum und -missbrauch in der EU – kann es sein, dass mit Alkohol versucht wird, die Work-Life-Balance wieder herzustellen?

 

Wenn ich sehe, wie viele Menschen mit 50 oder 60 ins Coaching kommen, um ihrem Leben nochmal eine andere Richtung zu geben, dann freue ich mich, dass sie sich auf den Weg machen. Da ist offensichtlich etwas aus der Balance geraten und dann gehen wir auf die Suche, wie es besser werden kann. Wie sich das Leben einfach besser anfühlen kann…. wie auf dem Ponyhof?

Da freue ich mich umso mehr, wenn die Generation Z gerne früher ein Leben auf dem Ponyhof hätte. Mit starkem Einsatz für Sinn und Spaß. Mit hoher intrisischer Motivation für die wirklich wichtigen Dinge.

Und mit einem Auftrag an uns alle für die Zukunft: Einfach mal den ganzen Mist weglassen, der nicht wichtig ist und sich dort einsetzen, wo wir direkt etwas bewegen können. Mit dem ganzen Körper und offen für Veränderung!

 

Wir sehen uns auf dem Ponyhof?

Bis dahin, eure Uschi

 

Foto von Annie Spratt auf Unsplash