Uschi, was hast Du zuletzt gelesen?
„Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden?” Von Lori Gottlieb
Ein Buch, das mich zum Weinen gebracht hat, und zum Lachen. Ein unterhaltsames Buch, ein tiefgründiges Buch. Von einer Therapeutin in Therapie. Na, das kann ja was werden….
Also: Vielleicht solltest Du mal mit jemandem drüber reden?
Diese Frage stellt sich Lori in einer Krise.
Ich habe Lori’s Buch neulich im Buchladen entdeckt, als ich auf dem Weg in ein Café in Ottensen war. Ich musste es einfach mitnehmen, hatte schon davon gehört, und so habe ich es auf Deutsch gelesen (Originaltitel „Maybe You Should Talk to Someone: A Therapist, Her Therapist, and Our Lives Revealed“) und das auch tatsächlich nicht bereut. Es ist einfühlsam übersetzt (durch Elisabeth Liebl), und so habe ich selten darüber nachgedacht, wie Lori einen Satz wohl auf Englisch formuliert haben mag.
Lori nimmt uns in dem Buch mit in eine schwierige Zeit in ihrem Leben. Als Therapeutin sucht sie irgendwann selber Hilfe bei einem Therapeuten und tut sich damit berufsbezogen erstmal schwer.
Dürfen Therapeuten in Therapie gehen? Und was würden Klient*innen denken, wenn sie davon erführen?!
Lori schwankt des Öfteren zwischen dem, was sie menschlich und mit Empathie einfach machen möchte – und dem, was „man als Therapeutin tut und darf, und was man auf jeden Fall nicht darf oder vermeiden sollte.“ In diese innere Auseinandersetzung nimmt sie uns mit und das ist sowohl für Klient*innen interessant, als auch für mich als Coach und Therapeutin.
Denn die Frage stellt sich: kann Mitgefühl und ein Mitteilen eigener Befindlichkeiten das Verhältnis zu Klient*innen eher stören und belasten als bereichern? Würde kleine persönliche Einlassungen zu viel Raum einnehmen, wo es doch um die Probleme des Klienten geht? Würde eine gezeigte Schwäche das professionelle Verhältnis verschieben und die notwendige Distanz stören?
Lori beschreibt einfühlsam, wie sie sich zwischen diesen konträren Polen bewegt und teilweise eben doch zu sehr individuellen und sehr menschlichen Lösungen kommt. Wie sie mit sich kämpft und meist ihre authentische Art gewinnt, und sie voller Mitgefühl für ihre Klient*innen da ist.
Die im Laufe der Story geteilten Lebensgeschichten sind die Momente, in denen mir teilweise Tränen in die Augen stiegen. Ich war direkt mit dabei, auf den schwierigen Wegen, die manchmal gegangen werden mussten.
Und bei den wunderbaren Veränderungen, die durch die Therapien möglich wurden.
Wenn Du noch unsicher bist, ob eine Therapie etwas für Dich ist, oder ob Dir ein Coaching auf Deinem gerade holprigen oder schwierigen Weg weiterhelfen kann, dann kann Dir dieses Buch auf unterhaltsame Weise zeigen, wie Veränderungen entstehen können. Das Buch erweckt dabei nicht den Eindruck, als wäre das ein leichter Weg. Aber ein lohnender allemal.
Liebevolle Begleitung hilft weiter. Ich glaube, es ist einfach schön zu wissen, dass Therapeuten und Coaches „auch nur Menschen“ sind. Die mal Probleme haben, jemanden zum Reden brauchen und die gerade deshalb verstehen, wie es den Menschen gehen kann, die sie begleiten.
Lori macht klar, es ist ein gemeinsamer Weg, der während dieser Lebensphase zu großer Verbundenheit führen kann.
Und weil wir Menschen, mit denen wir uns verbunden fühlen, so sehr brauchen, alleine deshalb: „Vielleicht solltest Du mal mit jemandem darüber reden.“
Geh Deinen Weg nicht alleine, Du darfst immer um Unterstützung bitten!
Deine Uschi
„VIELLEICHT SOLLTEST DU MAL MIT JEMANDEM DARÜBER REDEN“ von Lori Gottlieb ist bei hanserblau erschienen.